Jan Brabenec
Geboren wurde ich in Stary Plzenec in der Tschechischen Republik. Unlängst. Vor einem halben Jahrhundert. Manchmal habe ich das Gefühl, daß, wollte ich wirklich, könnte ich mich auf jenen Augenblick erinnern. Das Haus, in dem ich das Licht der Welt erblickte, gibt es noch. An seine gelbe Fassade glaube ich mich noch, unklar, erinnern zu können.
Die Kindheit verlebte ich an mehreren Orten. Die längste Zeit in einer Ortschaft namens Klanovice. Eine relativ kurze Zeit besaß ich ein Atelier in Prag, in einem kleinen runden Turm.
Gegenwärtig lebe ich mit meiner Frau in Wien, ebenso mein Sohn mit seiner Familie. Auch ein Atelier in Prag habe ich wieder. Diesmal in einem großen und eckigen Turm.
In Wien betreiben meine Frau und ich die Galerie Jan. Wenn ich nicht gerade zwischen Wien und Prag pendle, versuche ich zu arbeiten. Das Grundmaterial, das ich zum Gestalten benütze, ist Rindsleder. Daraus forme ich Schmuck, Skulpturen und Bilder.
Die Werke, die ich schaffe, tragen selbstverständlich Spuren der Stimmung aus dem Augenblick des Erschaffens. Um ein optimistisches, energiegeladenes Bild zu schaffen, muß ich sehr oft sehr traurig sein. Es funktioniert ebenso im umgekehrten Sinn. Manchmal gelingt es, in einem Bild den Zustand der Seele zu übermitteln, oft auch eine Botschaft. Ein aufnahmefähiger Betrachter erkennt es sehr oft eher als ich.
Ich bin immer wieder angenehm überrascht, wenn jemand zu meinem Werk eine derartige Beziehung erlangt, daß er der Versuchung unterliegt und es kauft. Es ist für mich eine edle Bestätigung, daß das, was ich tue, sinnvoll ist. Manchmal tut es mir leid, wenn etwas, womit ich mich plagte und haderte, in die Welt hinaus geht. Manchmal bin ich traurig, manchmal drücke ich dem Bildchen die Daumen, manchmal beneide ich es.
Wenn ich, rein zufällig, einem meiner früheren Werke begegne, das schon lange sein Leben woanders lebt, verspüre ich immer fast eine warme Familienatmosphäre.
Nachträglich danke ich jedem, der sich um jene Werke kümmert, die ich geboren habe und im voraus danke ich allen, die liebenswürdig meine Werke begutachten und sie möglicherweise auch erstehen.
Es geht nicht nur um Geldfragen – eigentlich überhaupt nicht – es geht um die Beziehung zu Dingen, zu Kunst und schlußendlich um die Beziehung zu sich selbst.